Was ist ein Sabbatical und wie läuft das bei cosee ab?
Ein Sabbatical, auch Sabbatjahr genannt, ist eine Auszeit vom Beruf, ein Arbeitszeitmodell, das eine längere Pause von der Arbeit beschreibt und den Beschäftigten ermöglicht, für eine bestimmte Zeit aus dem Beruf auszusteigen. Die Gründe für ein Sabbatical können sehr vielfältig sein: Zeit zum Reisen, Zeit für die Familie, Zeit für sich selbst, Zeit zur Erholung oder Zeit zur Weiterbildung. Nicht nur die Beschäftigten können von einem Sabbatical profitieren, sondern auch die Betriebe, da sich dadurch unter anderem die Motivation der Beschäftigten erhöhen kann.
Der Ursprung des Wortes geht auf das Hebräische šabat zurück, was so viel bedeutet wie „innehalten“ oder „mit etwas aufhören“. Viele wollen eine längere Auszeit vom Job nehmen, in der Praxis wird es aber nur selten umgesetzt, weil viele Arbeitgeber eine längere Auszeit nicht unterstützen, denn auf ein Sabbatical gibt es keinen gesetzlichen Anspruch. Es ist also die Entscheidung des Arbeitgebers, ob ein Sabbatical angeboten und genehmigt wird (Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst bilden hier eine Ausnahme).
Viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen gehen davon aus, man müsse erst mal 20 Jahre hart schuften, um sich eine Auszeit zu verdienen, und kommunizieren daher ihren Wunsch nicht nach außen. Studien (1) zeigen jedoch, dass insbesondere in der jüngeren Altersgruppe der Wunsch nach einer Auszeit vom Job stark ausgeprägt ist.
Ein Sabbatical bietet den Beschäftigten den Vorteil, dass sie weiterhin im Unternehmen angestellt und so auch weiterhin sozialversichert sind. Es sind unterschiedliche Zeiträume möglich – ich zum Beispiel habe fünf Monate Auszeit von meinem Job als Scrum Master genommen. Aber auch ein Zeitraum bis zu einem Jahr ist möglich, dies kann man ganz flexibel bestimmen. Es gibt nicht nur unterschiedlich lange Zeiträume, sondern auch unterschiedliche Modelle, um ein Sabbatical zu absolvieren. Die gängigsten Modelle sind hier beispielsweise unbezahlter Urlaub, Lohnverzicht, Arbeitszeitkonto oder Zeitwertguthaben. Bei dieser Entscheidung kommt es natürlich auf die Situation der Beschäftigten an und darauf, was das Unternehmen anbietet.
Unbezahlter Urlaub / Sonderurlaub: Diesen kann man bis zu vier Wochen nehmen. Nach vier Wochen müssen sich die Beschäftigten selbst um eine Versicherung kümmern.
Lohnverzicht: Zwischen dem Betrieb und den Beschäftigten wird vereinbart, dass Vollzeit gearbeitet, aber nur einen Teil des Gehalts ausgezahlt wird. Der Teil der einbehalten wird, wird angespart und dann im Sabbatical als Gehalt ausbezahlt.
Arbeitszeitkonto / Arbeitszeitguthaben: In manchen Unternehmen gibt es die Möglichkeit, Überstunden anzuhäufen, die dann im Sabbatical abgebaut werden. Das funktioniert aber nur bei Unternehmen, die die Arbeitszeit über Arbeitszeitkonten erfassen.
Zeitwertguthaben: Bei diesem Modell können die Beschäftigten beispielsweise Überstunden, Boni, Weihnachtsgeld, Urlaub etc. auf ein Konto gutschreiben lassen. Dieses Guthaben wird dann im Sabbatical als Gehalt ausgezahlt.
Da bei cosee Vertrauensarbeitszeit herrscht und es kein Arbeitszeitkonto gibt, auf welchem ich Überstunden oder Boni ansparen kann, haben wir uns für Lohnverzicht durch ein Teilzeitmodell entschieden. Hier unterscheidet man die Anspar- und Freistellungsphase.
Der erste Schritt in mein Sabbatical war die Idee, die ziemlich spontan kam. Oft ist es so, dass sehr lange auf ein Sabbatical hingearbeitet und geplant wird – das war bei mir nicht der Fall. Alles ging ganz schnell. Ich hatte die Idee und Tage später das Gespräch mit unserem CTO Konstantin, ob ein Sabbatical möglich – und es war möglich. Zusätzlich habe ich mit meinem Scrum Master Team gesprochen, da wir solche Entscheidungen gemeinsam im Team treffen und mir wichtig war, das „GO“ von meinem Team zu bekommen. Auch mein Team war damit einverstanden. Also konnte die nächste Schritte und nach mehreren Absprachen mit den Tinkas hatte ich meinen Sabbatical-Vertrag in der Hand.
Von der Idee bis zur Wiedereingliederung:
Da ich meine Scrum-Master-Tätigkeit auf 80 % ausübe, bin ich mit meinen Arbeitsstunden auf 100% hochgegangen. Das wurde sowohl von dem Scrum Master Team als auch von den anderen Teams sehr gut aufgenommen. In der Ansparphase wurden mir nur 60% ausbezahlt. Kurz vor dem Sabbaticalantritt standen viele Organisations-Meetings bzgl. Aufgabenverteilung an, wenn ich nicht mehr vor Ort bin. Ich habe meine Aufgaben sukzessive an meine Scrum Master Kollegen und Kolleginnen abgegeben, so wie es am sinnvollsten war. Wir standen – wie immer – in einem sehr regen Austausch. Kurz vor meinem Sabbatical wurden dann all restlichen Aufgaben zwischen den Scrum Mastern aufgeteilt. Ich bin sehr dankbar darüber, dass alles so schnell und reibungslos abgelaufen ist. Dieser Dank geht vor allem an die Tinkas, an unser Führungsteam und an meine Scrum Master Kollegen und Kolleginnen, die mein Sabbatical möglich gemacht haben.
Während ich in meinem Sabbatical war, hatte ich immer mal wieder Kontakt mit einigen coseeanern. Das gab mir das Gefühl, nicht komplett den Anschluss zu verlieren. In dieser Zeit, der Freistellungsphase, wurden mir die 40%, die ich angespart hatte, ausbezahlt. Damit habe ich die Zeit des Sabbaticals überbrückt.
Zurück aus dem Sabbatical ging es bei cosee für mich zurück in meine „alte“ Position als Scrum Master. So, wie ich meine Aufgaben sukzessive abgegeben habe, als ich ins Sabbatical ging, bekam ich die Aufgaben wieder zurück. Nach sechs Wochen betreute ich dann auch wieder ein eigenes Team. Vieles ist beim Alten geblieben, vieles hat sich verändert. Viele neue Gesichter, viele neue Kunden, viele neue spannende Projekte. Ich freue mich schon auf das, was vor uns liegt.
Wenn auch du ein Sabbatical machen möchtest, kann ich dir einige Tipps mit auf den Weg geben:
Quellen:
Interessante weitere Blogposts und Informationen zum Thema Sabbatical:
https://www.impulse.de/recht-steuern/rechtsratgeber/sabbatical-modelle/7305292.html
https://www.leadership-insiders.de/sabbaticals-eine-studie-zum-change-der-etwas-anderen-art/
https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Studien/gesetzlich_garantierte_sabbaticals.pdf
https://www.wimdu.de/blog/groesste-deutsche-sabbatical-studie